Garten war immer Landschaftsbau

Garten war immer Landschaftsbau: Tausende Jahre alte Kunst

Der Winter ist die beste Jahreszeit, um in aller Ruhe zu planen und sich seinen individuellen Traumgarten auszumalen. Wenn es dann an die Verwirklichung ihrer Wünsche geht, wenden sich viele Gartenbesitzer an den Landschaftsgärtner. Vor allem bei größeren Arbeiten, wie Terrassen-, Wege- oder Teichbau, sind fachliches Wissen, Erfahrung, Geschick und auch die Maschinen der Fachleute gefragt. Landschaftsgärtner hießen nicht immer so, aber es gibt sie schon lange! Die Geschichte des Gartenbaus reicht nämlich bis weit in die Frühzeit. Bereits in den vorgriechischen Kulturen war der Heilige Hain die Hauptstätte der Götterverehrung.
Der Altar war meist von schattenspendenden, heiligen Bäumen umgeben; in Verbindung mit der Götterverehrung wurde so auch eine Baumverehrung praktiziert. Seit Jahrtausenden ist der Garten Sinnbild eines paradiesischen Ortes – nicht zufällig gilt als Wiege der Menschheit der Garten Eden!

 

Tempelgarten und Gartenhof

Die ersten Zeugnisse einer Gartenkultur finden sich im Niltal: Im alten Ägypten pflegte man trotz der schwierigen klimatischen Bedingungen bereits eine hochentwickelte Gartenkunst, wie heute noch Grabmalereien und Reliefs bezeugen. In den Tempelanlagen, an den Palästen und Wohnhäusern wurden von Spezialisten Gärten angelegt, in denen Nutz- und Zierpflanzen nebeneinander wuchsen. Es gab künstlerisch angelegte Prozessionsalleen und rechteckige oder T-förmige Bassins, in denen Wasserpflanzen trieben. Die Voraussetzung für die Gartengestaltung in Ägypten war die künstliche Bewässerung. Das Leben der Menschen spielte sich unter dem Blätterdach von Pergolen ab, sie saßen vor ihren Häusern, um ihre Hausarbeiten zu verrichten, zu speisen oder zu feiern. Im alten Rom waren es dann die so genannten Peristyle, die ein Wohnhaus um ein oder gar mehrere grüne Zimmer erweiterten: vollständig in den Grundriss des Hauses eingebundene Höfe mit Beet- und Kübelpflanzen, Springbrunnen und meist auch kleinen Wasserbecken. Schöne Zierpflanzen und Wasser sind im Garten also schon seit Ewigkeiten ein Thema. Die Tätigkeit der Landschaftsgestalter genoss bereits in der Antike den Stellenwert hoher Kunst.

Prächtige Herrschaftsgärten

Im Mittelalter gewann vor allem der Lustgarten immer mehr an Bedeutung.
Das mittelalterliche Gartenideal bestand aus Bäumen, Blumen, Rasen und Brunnen und war von einer Mauer oder Hecke eingefasst. Außerdem waren in feudalen Gärten so genannte Rasenbänke beliebt: Rasenflächen, die Gärtner auf Sitzhöhe anhoben und durch Holzplanken einfassten. Später erlangten die italienischen Renaissancegärten des 15./16. Jahrhunderts europaweite Berühmtheit. Typisch war ihre streng formale Form: Viel gerühmte Landschaftsgärtner teilten die Gärten in vier Felder, gaben ihnen mittels einer Baumallee eine Achse, legten geometrisch angeordnete Beete an und umfassten diese mit niedrigen Buchsbaumhecken. Kunstvoll gliederten sie den Renaissancegarten in großzügige Terrassen und verbanden die unterschiedlichen Höhen mit weitläufigen Freitreppen. Auch das Einbinden von Wasser in die Gartengestaltung gehörte zum Repertoire der Fachleute:
So fielen Wasserläufe in Kaskaden herab oder stürzten in großen Wasserfällen in die Tiefe. Im 16. Jahrhundert kamen „Wasserscherze“ in Mode: Aus verborgenen Düsen spritzten feine Wasserstrahlen auf die Gartenbesucher. Im Barockgarten des 17. Jahrhunderts hingegen galt die Vorliebe der Herrschenden vor allem großen Wasserbecken oder Weihern, in denen das Wasser spiegelglatt ruhte. Die Heckenkunst, die in der Renaissance ihren Anfang nahm, erreichte damals ihren Höhepunkt: Die Landschaftsgärtner legten Pflanzenlabyrinthe an, schufen Salons oder Kabinette und schnitten Eibe, Buchsbaum und Rotbuche kunstvoll zu Kegel, Kugel und Pyramide.

Inspirationen für den Privatgarten

Die Aufgabe der Gartengestalter im 18. Jahrhundert war es vor allem, die Natur malerisch zu verfeinern: Die berühmten naturnahen, englischen Landschaftsgärten entstanden, komponiert aus weiten Rasen und Wiesen sowie vielen Bäumen. Es gab Wasserläufe und großzügig angelegte Seen, in deren Mitte oft eine Insel ruhte. Im 19. Jahrhundert kehrte man zu geometrischer Strenge zurück. Pflanzensammler brachten von wissenschaftlichen Expeditionen exotische Bäume und Sträucher mit. Man berief sich auf unterschiedliche historische Gartenstile, um diese weiter zu entwickeln und zunehmend frei zu interpretieren. Darüber hinaus legten die Landschaftsgärtner überall in Europa Promenaden, Stadtparks und Alleen an. Der Lustgarten sollte nicht mehr das Privileg der herrschenden Klasse sein.
So äußerte sich der Architekt und Autor Hartmut Frank rückblickend über den 1911 geplanten Hamburger Stadtpark von Baudirektor Fritz Schumacher: „Nicht nur die Gartenkunst wurde nach diesem Verständnis Teil der Architektur, sondern zugleich wurde der gesamte Städtebau Gartenkunst.“ Im späten 19. Jahrhundert stand schließlich der private Hausgarten im Mittelpunkt des Interesses. Die Industrialisierung hatte dem Bürger- und Großbürgertum einen beachtlichen Wohlstand gebracht und man erfüllte sich seine Träume von Villen mit prächtigen Gärten, die sowohl repräsentativ als auch zweckmäßig sein sollten. Den meisten Menschen diente der Garten hingegen immer noch vor allem der Versorgung mit frischem Obst und Gemüse. Zwischen den Nutzpflanzen wuchsen allerdings immer öfter auch einige Zierpflanzen. Seit den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wird der Freizeitwert des Gartens immer stärker betont und die breite Bevölkerung erfasste eine wahre Staudenbegeisterung. Eine regelrechte Naturgartenbewegung gab es in den 70ern und 80ern im Zuge der so genannten „Ökowelle“ und eine neue Liebe zum Gemüsegarten entwickelte sich. Und heute? Mehr und mehr Menschen wünschen sich einen schön gestalteten Garten, in dem sie sich vom Alltag erholen und in dem sie sich verwirklichen können. Der Garten soll zum Haus passen und zu den Nutzungsansprüchen der Besitzer. Landschaftsgärtner können heute aus einem bisher noch nie dagewesenen internationalen Sammelbecken an Vorbildern, Gartenstilen und Erfahrungswerten schöpfen. Geschickt geben sie jeder Pflanze, was sie zum besten Gedeihen braucht, sie verarbeiten Naturstein und Holz, modellieren Gartenlandschaften und schaffen natürlich anmutende Wasserflächen. Mit professioneller Pflege sorgen die Experten dafür, dass der Garten sogar von Jahr zu Jahr noch schöner wird.

Quelle: Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Hessen-Thüringen e. V.